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Menin Gate at Midnight

Will Longstaff

  • Dauerausstellungshalle
  • Wechselausstellung

darüber

Will Longstaff (Ballarat 1879 – London 1953) war ein australischer Maler, der sich mit Landschaften, allegorischen Szenen und Kriegsszenen beschäftigte. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Hauptmann bei der Australian Imperial Force. Unter anderem nahm er dabei eine wichtiger Rolle als Tarnoffizier der 2. Australischen Division ein. Er war auch bei der Enthüllung des Menentors am 24. Juli 1927 anwesend. Nach eigener Aussage habe er in dieser Nacht nicht schlafen können, da das Tor und die Friedhöfe in der Umgebung von Ypern auf ihn einen derartigen Eindruck gemacht hatten. Er stand auf und machte um Mitternacht einen Spaziergang in die Umgebung des neu geschaffenen Monuments. Dort hatte er eine Vision, in welcher er sah, wie sich ein Heer toter Soldaten aus dem Boden vor dem Menentor erhebt und ostwärts zieht. Zurück in London hielt er seine Erfahrungen in dem großen Gemälde Menin Gate at Midnight (Menentor um Mitternacht) fest - eine Allegorie auf den viel zitierten Satz, den Feldmarschall Plumer während der Enthüllung des Menentors sprach: “He is not missing, he is here!” 

Das Werk wurde sofort zu einem Erfolg und hat nicht wenig zur Mythenbildung über das Menentor beigetragen. Während dieses Kunstwerk zu Beginn nur in Will Longstaffs Studio in der Buckingham Palace Road in London ausgestellt war, wurde es bereits am Weihnachtsabend des Jahres 1927 im bekannten illustrierten Wochenblatt The Graphic abgebildet. Einige Wochen später wurde es zu einem Preis von 2000 Guineas von Lord Woolavington erworben - möglicherweise der höchste Preis, der einem australischen Kunstmaler bis dahin bezahlt wurde. Der Adlige übergab das Kunstwerk an die Regierung Australiens, woraufhin es im Londoner Australia House ausgestellt wurde. An dieser Stelle wurde es am 19. März 1928 den billigenden Blicken der Imperial War Graves Commission und dem Architekten Reginals Blomfield unterzogen. Zuvor schon hatte selbst König George V das Gemälde in den Buckingham Palace bringen lassen, um es mit seinen eigenen Augen sehen zu können. Im April 1928 wurde das Werk in Manchester ausgestellt und im Mai 1928 auch für zwei Wochen in Glasgow. Menin Gate at Midnight zog Tag für Tag 3000 Kunstliebhaber in seinen Bann. Kaum ein Jahr nach seiner Entstehung, am Vorabend des 10. Jahrestages des Waffenstillstands, zierte Longstaffs Schöpfung als eine Art Miniposter die Mittelseiten der Illustrated London News. 

Nach seinem Triumphzug durch das Vereinigte Königreich war nun Australien an der Reihe: Im Februar 1929 bewunderten in nur drei Wochen sage und schreibe 35.000 Menschen das Bild Menin Gate at Midnight im Rathaus von Melbourne. Anschließend ging das Kunstwerk auf die Reise nach Hobart, Launceston, Sydney und Brisbane. In Sydney wurde neben dem Gemälde ein großes Modell des Menentors ausgestellt. Dadurch konnten Freunde und Verwandte auf der Tafel die genaue Stelle ausfindig machen, an der ihre geliebten Vermissten verzeichnet waren. Überall in Australien wurden hunderte Ausdrucke des Gemäldes verkauft. Der Gewinn wurde für den Bau des Australian War Memorial verwendet - also dem Ort, an dem Longstaffs sonderbares Werk noch heute aufbewahrt und ausgestellt wird. 

Auf Initiative des Australian War Memorial und aus Anlass des 30.000. Last Post am 09. Juli 2015 ist dieses Kunstwerk nun erstmals in Ypern zu sehen.